Dienstag, 13. Oktober 2015

The grusli Goose from other goose....

Nein, ich habe keine Drogen eingeworfen, das ist eine Textzeile aus "Thriller", wie ich sie jahrelang gehört habe. Für zweckdienliche Hinweise, was wirklich gemeint ist, wäre ich sehr dankbar.

Worauf wollte ich eigentlich wirklich hinaus?

Halloween ist in den Startlöchern, zwischen den Blogs wird eifrig gewispert was wir schönes anstellen werden zu Ehren des einzigen offiziellen Tages, bei dem wir hemmungslos unserem Drang nach Horrorfilmen und Verkleiden und Freak Food und Horrorspielen nachgeben dürfen.

Ich dachte mir,  ich habe so viele Konsolen- und Computerspiele, teile doch mal was du dazu geschrieben hast.  Je nach Zeit werde ich eigene Artikel "recyceln" beziehungsweise neue schreiben.
Den Anfang macht ein Artikel, den ich vor ca. 2,5 Jahren fürs Studium geschrieben habe.

Alles Liebe, eure Rao

Dear Esther


Eine Methode Dear Esther zu beschreiben wäre eine poetische Geistergeschichte. Es gibt nichts zu gewinnen außer einem Spaziergang über eine verlassene Insel.

Bruchfetzen von Erinnerungen, die den Spieler ab und zu ereilen, versuchen Licht ins Dunkel zu bringen. Trotz diesem sich mager anhörenden Konzept entpuppt sich Dear Esther, wenn man sich auf das Abenteuer und die Stimmung einlässt, als wunderbare gruselige Unterhaltung für mehrere Stunden. Es lohnt sich durchaus, es mehrmals zu spielen oder besser gesagt einen langen Spaziergang zu unternehmen auf der Insel im Nirgendwo, deren Existenz genauso unsicher ist wie die geistige Gesundheit des Protagonisten. Details ändern sich bei jedem Anlauf, und die Chance, einsame Geister zu entdecken, die sich auf der Insel aufhalten, erhöht den Reiz zusätzlich.

Die Stimmung des Spiels hängt maßgeblich von der Musik von Jessica Curry ab, die abwechselnd melancholisch, bedrohlich oder aufwühlend klingt. So verwundert es auch nicht, dass Dear Esther mehrere Preise gewonnen hat, unter Anderem  2012 den Preis für Excellence in Visual Arts beim Independent Games Festival.

Dear Esther - The Chinese Room - Screenshot Rao
 Dear Esther ist sicher kein Spiel für Ungeduldige, die sich Action oder Interaktion mit der Umgebung oder gar Gegner erwarten. Für aufgeschlossene Spieler, die gerne einen Blick über den Tellerrand riskieren, erweist sich die Reise über die Insel als Abwechslung vom Spiele-Allerlei. Wobei die Kategorisierung von Dear Esther als Spiel allein schon für Debatten sorgen dürfte.

Wer Probleme mit der englischen Sprache hat, wird allerdings mit der Erzählung Probleme kriegen, da auch die eingeblendeten Untertitel nicht unbedingt Klarheit schaffen. Es gibt allerdings Add-ons in anderen Sprachen.

Der Schwerpunkt und Reiz liegt in der Ich-Perspektive, dem sich in der Mitte des Geschehens, direkt vor Ort zu befinden. Die Geschichte und v.a. der eigens dafür komponierte Soundtrack sollen den Spieler in den Bann ziehen. Es wurde großer Wert auf ein sauberes Design der Umgebung gelegt - der Spieler bewegt sich als der Erzähler über die Insel und erzählt Esther Erinnerungsfetzen, die ihm einfallen.

Dear Esther ist ein gelungenes Beispiel für universitäre Forschungsprojekte, die am freien Markt Erfolg haben. Das nährt die Hoffnung auf mehr erfolgreiche Kooperationen von Forschung und Industrie. 

Dear Esther - The Chinese Room - Screenshot Rao
Dear Esther wurde vom Studio thechineseroom entwickelt. Die Ursprünge von thechineseroom liegen in einem Forschungsprojekt über neue Methoden des Geschichtenerzählens und Spielens aus der Ego-Perspektive, in Zusammenhang mit der Doktorarbeit des Kreativ-Direktors von thechineseroom, Dan Pinchbeck. Im Rahmen dieses Projekt entstand  unter Anderem Dear Esther. 2009 begann die Arbeit an einem Remake, nachdem das Spiel schon über 100.000 mal heruntergeladen wurde. 2010 wurde eine Zusammenarbeit mit Valve beschlossen, um das Spiel kommerziell über Steam vertreiben zu können.

Das Studio hat gemeinsam mit Frictional Games das Sequel zu Amnesia: The Dark Descent, welches Amnesia: A Machine For Pigs heißt, veröffentlicht. Ein zweites Projekt ist Everybody's Gone to the Rapture, über den Moment an dem die Apokalypse stattfindet, im Stil von Dear Esther. Das Spiel ist inzwischen für die PS4 erhältlich.

Für Dear Esther gibt es eine klare Spielempfehlung.

5 von 5 für Stimmung
1 von 5 Herzinfakten
0 von 5 Blutbeuteln

Links:


Jessica Curry Homepage

igf.com - 2012 Finalisten und Gewinner